Kirche Gardessen – Dachsanierung

St. Martin in Gardessen – Dachsanierung

Die Dachsanierung der Kirche in Gardessen ist derzeit in Ausführung.

Anlass:

Die Doppelmuldenfalzdeckung der Kirchenschiffe musste wegen Sturmschäden und Undichtigkeiten im Laufe der vergangenen 120 Jahre vielfach repariert werden, und soll nun neu eingedeckt werden. Dabei soll für bessere Sturmsicherheit ein Harzer Unterdach erstellt werden.

Baubeschreibung

Mit der wachsenden Gemeinde war die Pfarrkirche St. Martin im ausgehenden 19. Jahrhundert zu klein geworden.
An das alte Kirchenschiff wurde daher 1899 – 1900 rechtwinklig ein annähernd gleich großes Kirchenschiff angebaut. Der Chor wurde in der Außenecke angesetzt. Die Kirchenschiffe und die neue Sakristei erhielten ein neues Dachtragwerk und eine Doppelmuldenfalzdeckung.
Das achteckige Kegeldach über dem Chor wurde mit den um die Jahrhundertwende beliebten Turmfalzziegeln eingedeckt.

Die ursprüngliche Kirche (Foto: Archiv Kirchengemeinde St. Martin)
Kirche Gardessen nach der Erweiterung durch ein quer angebautes Schiff und eine Chorapsis. (Archiv Kirchengemeinde, undatiert)
Das bestehende Kirchenschiff wurde in der Länge um eine „Vierung“ ergänzt, an dieser nach Süden rechtwinklig ein weiteres Schiff angesetzt. (Foto: Löhrer 2019)

Abwägung zur Dachdeckung

Denkmalpflege bedeutet grundsätzlich Erhalt der originalen Substanz.
Im Falle des Daches sind dies die zu großen Teilen noch erhaltenen bauzeitlichen Doppelmuldenfalzziegeln der Möncheberger Gewerkschaft, Cassel (1900).
Bei näherer Untersuchung der erhaltenen Originalziegel weisen diese aber bereits erhebliche Schäden durch Frost, Bewitterung/ Hagelschlag sowie im Ton enthaltene Salze auf. Die Reparaturen mit zwar maßlich – aber nicht farblich – passenden Ziegel entstellen das Dach zudem.
Gemeinsam mit der kirchlichen Denkmalpflege wurde daher letzlich entschieden, hier eine Neueindeckung mit einem altrot durchgefärbten Doppelmuldenfalz auszuführen.

Detailansicht des Chordaches: Auf fünf der acht Seiten sind noch die originalen Turmfalzziegel Möncheberger Nr. 5 erhalten. Drei Seiten wurden in der vergangenheit nach Sturmschäden mit Berliner Biebern repariert. Die Anbindung an das Hauptdach erfolgt mit Biberkehlen.. (Foto: Löhrer 2019)

Die mittlerweile recht seltenen Turmfalzziegel sind am Chor noch auf fünf der acht Seiten vorhanden. Diese Deckung wird im Zuge der Sanierung vorsichtig rückgebaut – die Originalziegel sollen wieder eingedeckt werden.
Für die fehlenden Turmfalzziegel (hier: Möncheberger Nr. 5) ist Ersatz aus dem historischen Baustoffhandel oder eine Manufakturfertigung gewünscht.
Besonderes Augenmerk ist auf die Wandanschlüsse, Kehlen und Orte zu legen. Moderne Ausführungen sind hier generell unanangemessen grob. Notwendig sind wasserdichtere Ausführungen als im Bestand überkommen, unter Beibehalt des ursprünglichen Ausdrucks.

Blick auf die Sakristei und das Chordach von Nordwest. Beachtung verdienen die Qualität der Entwurfs- und Ausführungsdetails, wie der aufgelegten Schieferorte und des ausgeformten Schornsteinkopfes. (Foto: Löhrer 2019)
Nach dem Kirchenanbau schloss das Dach an der Traufe über lange Zeit mit einer Liegerinne ab.
(Archiv Kirchengemeinde)
Die Dachneueindeckung erhält nunmehr wieder die Liegerinne auf der Traufe (Bid: in Ausführung).
Klempner- und Dachdeckerarbeiten: Dachbaukunst Quedlinburg GmbH, Ballenstedt OT Rieder.
Foto: Löhrer 2020)

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