Frankenberger Kirche

Die Frankenberger Kirche von Nordosten.

 

Frankenberger Kirche in Goslar – Dachsanierung

Eines meiner laufenden Projekte ist die Dachsanierung an der Ev.-luth. Pfarrkirche St. Peter und Paul auf dem Frankenberge.

Anlass:

Die Pfarrkirche St. Peter- und Paul auf dem Frankenberg ist integraler Bestandteil des UNESCO-Welterbes „Bergwerk Rammelsberg, Altstadt von Goslar und Oberharzer Wasserwirtschaft“. 2012-2013 wurde im Rahmen des Investitionsprogramms Nationale UNESCO- Welterbestätten der hölzerne Turmhelm instandgesetzt sowie die Schieferdeckung am Turm erneuert.
Im Rahmen eines mit Mitteln der Bundesbeauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM-Denkmalpflegeprogramm) geförderten Bauabschnittes werden nunmehr die Dächer und Dachtragwerke des Kirchenschiffs instandgesetzt.
Weitere Förderer sind die Deutsche Stiftung Denkmalschutz sowie die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz.

Baugeschichte der Frankenberger Kirche

Im 2. Viertel des 12. Jahrhunderts Baubeginn des heutigen Kirchengebäudes als dreischiffige und kreuzförmige Basilika der Hochromanik mit flachen Decken.
Im 2. Drittel des 13. Jahrhunderts erfolgen umfangreiche Umbaumaßnahmen in den Formen der Spätromanik: Erhöhung sämtlicher Außenwände (Chor, Querarme, Langhaus-Ober­gaden); Einwölbung von Chor, Vierung, Querarmen und Langhaus mit Kreuzgratgewölben.
Im 14. Jahrhundert Neubau der Hauptapsis bei Wiederverwendung des alten Steinmaterials, gotische Maßwerkfenster, innen Rippengewölbe.
Nach dendrochronologischer Untersuchung weist das Dachtragwerk (Hauptschiff) Fälldaten ca. 1470 – 1478 auf.
Um 1480 vollständiger Neubau des Südquerarms in spätgotischer Architektur mit gleich hohem Kapellenjoch an der Ostseite (Dendrodatierung Dach hier ca. 1655).
1528 Reformation in Goslar.
In der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts Neuausstattung der Kirche (Altar, Kanzel, Emporen).
1784 – 1791 Teilabbruch des doppeltürmigen Westwerks und Umgestaltung mit spätbarocker Laternenhaube und seitlichen Schweifdächern.
1818 Empfehlung der Hannoverschen Regierung zum Abbruch der als baufällig geschilderten Kirche.
1839 erste Sanierungsmaßnahmen.
1873 -1880 Umfassende Restaurierung der Kirche unter Leitung des Architekten Conrad Wilhelm Hase: Allgemeine bauliche Reparaturen und statische Ertüchtigung, Beseitigung zwischenzeitlicher Einbauten, Ergänzung nicht mehr vorhandenen bzw. schadhaften Bauschmucks. Neuaus­malung z.T. nach Befunden mittelalterlicher Wandmalereien (durch H. Schaper, Hannover), Schmuckfassung des Historismus.
1937 – 1939 Erneuerung der Schieferdeckung auf Kirche und Turm.
1955 – 1957 Innenraumüberarbeitung (die heutige Fassung).

Zur Dachinstandsetzung werden folgende Maßnahmen durchgeführt:

  • Erstellung von Arbeits- und Schutzgerüsten für die auszuführenden Instandsetzungs- und Umbauarbeiten, teils als Sonderrüstung
  • Reparatur der Dachtragwerke über Mittelschiff, Chor sowie den beiden Querhäusern. Geschädigt sind insbesondere die Dachfußpunkte (Deckenbalkenköpfe, Sparrenfüße und Sparrenknecht)
  • Erneuerung der Schieferdeckung mit Fredeburger Schiefer, einschließlich der zugehörigen Klempnerarbeiten mit Blei und Kupfer.

Meine Leistungen:

  • Architektenleistungen zur Dachsanierung:
  • Bauleitung HOAI Lph 8 sowie baubegleitende weitere Entwurfs- und Ausführungsplanung (Lph 3-7)
  • erforderliche baubegleitende Holzzustandsuntersuchung
  • Koordinierung der weiteren Untersuchungsarbeiten mit Schwerpunkt Gewölbe im Kirchenschiff

Bildauswahl laufende Arbeiten

Reparatur des Dachtragwerks

Typischer Holzschaden am Frankenberg: Mauerlatten und Deckenbalkenunterseiten mit der Werißfäule Ausgebreiteter Hausporling (Donkiopora expansa), teils gepaart mit der Braunfäule Echter Hausschwamm (Serpula lacrymans). (Foto: Löhrer Juli 2019)
Reparatur geschädigter Dachfusspunkte auf der Hauptschiff-Nordseite.
Deckenbalkenreparatur auf der Hauptschiff-Nordseite. Wegen einer früheren Behandlung mit dem giftigen Holzschutzmittel Lindan werden die Arbeiten unter Vollschutz ausgeführt. (Foto: Löhrer August 2019)
Letzte Arbeiten an der Südtraufe: Unterstopfen der Eichenschwellen mit Kalkmörtel.
Die Zimmererarbeiten wurden nach Öffentlichem Teilnahmewettbewerb an die Werkstätten für Denkmalpflege GmbH Quedlinburg beauftragt.

Untersuchung und Sicherung der Gewölbe im Kirchenschiff

Wegen sichtbarer Risse in der Gewölbeuntersichten wurde im Herbst 2018 eine Untersuchung durch die Sachverständigen der Bauhütte Quedlinburg Sowie der Restauratorin Frau Rossel vorgenommen.
Teilweise wurden Hohlstellen des Putzes festgestellt. Nach Öffnung einer solchen Hohllage des Kalkputzes kam das ursprüngliche Hochbrandgips-Gewölbe wieder zum Vorschein.
Die durch die Schalbretter des Lehrgerüstes verursachte Struktur war bis zur Hase’schen Sanierung (1873 – 1880) die sichtbare Gewölbeansicht.
Die Arbeiten werden von der Restauratorin in enger Abstimmung mit dem Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege ausgeführt. (Foto: Löhrer 2019, Zwischenzustand))
Derzeit werden im östlichen Joch des Mittelschiffs zur Gefahrenabwehr die hohlliegenden Kalkputze abgenommen und lose Gipspartien mit Gipsinjektionsmörtel gesichert. (Foto: Löhrer August 2018)

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